Pressemitteilung
Bürgerinitiative gegen Freihandelsabkommen in Furth im Wald
Bürgerinitiative gegen Freihandelsabkommen
ÖDP unterstützt EBI gegen TTIP/CETA / Selbstbestimmung bei Verbraucherschutz gefährdet
Furth im Wald (ödp) Zwei umfangreiche sogenannte Freihandelsabkommen will die EU in nächster Zeit mit Kanada (CETA) und den USA (TTIP) schließen, mit denen „nichttariffäre Handelshemmnisse“ abgebaut werden sollen. ielZZDie Standards für Lebensmittel, Gesundheit, Datenschutz, Umwelt, Risikotechnologien, oder Arbeitnehmerrechte festzulegen sind jedoch zentrale Kernaufgaben, die unsere gewählten Volksvertreter nach öffentlichen Expertenanhörungen im Bundestag zu beschließen haben.
Nun hat sich ein breites überregionales Bündnis von über 240 Organisationen zum Ziel gesetzt, zu verhindern, dass diese Kernkompetenzen unserer parlamentarischen Demokratie durch ein dubioses Vertragswerk ausgehebeltwerden. Nach der umstrittenen Nichtzulassung einer Europäischen Bürger-Initiative (EBI) hat dieses Bündnis dazu nun eine „selbstorganisierte EBI“ mit dem Motto “Stop TTIP und CETA“ gestartet.
Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages am Samstag. 11. Oktober 2014 zeigten Vertreter von CAMPACT und ÖDP an einem gemeinsamen Infostand auf dem Further Stadtplatz Passanten die Problematik der Abkommen auf und sammelten zahlreiche Unterschriften.
Widerspricht schon die extreme Geheimhaltung der Verhandlungen -sogar vor gewählten Abgeordneten- dem demokratischen Grundprinzip der Öffentlichkeit, so löst die umfangreiche Beteiligung von Konzernvertretern und Wirtschaftslobbyisten größte Befürchtungen aus, dass parlamentarische Zuständigkeiten betreffend Schadstoffgrenzwerte, Sicherheitsvorschriften (auf der Basis des Vorsorgeprinzips), Lebensmittelstandards, Verbraucherschutzbestimmungen, Auflagen oder Verbote von Risikotechnologien oder Arbeitnehmerrechte durch die Abkommen ausgehebelt werden sollen.
Von besonderer Brisanz ist die Einführung einer privaten Parallel-Justiz in Form von Internationalen Schiedsgerichten, vor denen Konzerne entgangene Gewinne bis in Milliardenhöhe einklagen können, wenn z. B. nationale Parlamente Gesundheits- oder Verbraucherschutzbestimmungen beschließen.
So bereits geschehen in Kanada, wo ein US-amerikanisches Fracking-Unternehmen Anklage gegen Kanada erhoben hat, um ein Ende des Fracking-Moratoriums in Quebec zu erwirken. Ägypten wurde wegen der Einführung eines Mindestlohns verklagt. Australien reagierte auf die jährlich 15.000 Rauchertoten und die durch Rauchen verursachten Gesundheitskosten von geschätzt 31,5 Mrd. australische Dollar pro Jahr mit die Festlegung des vollständigen Designs der Zigarettenpackungen und wurde daraufhin von einem Tabakkonzern auf „Schadenersatz“ verklagt. Weitere Beispiele von Klagen gegen Staaten findet man im Internet in www.wolf-im-freihandelspelz.de
In Bayern wurde 2010 per Volksentscheid entschieden, alle Ausnahmeregelungen vom Nichtraucherschutz zu streichen. Allein die Tatsache, dass wir in Deutschland selbst bestimmten können, ob wir Nichtraucherschutz wollen oder nicht, sei großartig und wichtig!
Der Bayerische Städte- und Gemeindetag und der Deutsche Städtetag haben sich ebenfalls schon kritisch mit der Freihandelsproblematik auseinander gesetzt, soweit die Daseinsvorsorge dadurch tangiert wird.
In dieselbe Richtung zielt auch eine Vorlage für einen kommunalen Bürgerantrag in www.kab.de, damit auch möglichst viele Gemeinderäte, Stadträte und Kreistage sich in die Meinungsbildung einbinden.
Der Vorwurf des Demokratieabbaus wiegt natürlich schwer, wird aber durch die extreme Geheimhaltung provoziert. Nicht zuletzt deshalb konnten Hans Hastreiter (campact) und Hans Gruber (ÖDP) in nur knapp zwei Stunden fast 60 Unterschriften gegen CETA/TTIP sammeln. Viele Passanten nahmen Infos mit und signalisierten, dass sie via Internet zeichnen wollen.